Donnerstag, 24. Februar 2011

1911 - 2011 Hundert Jahre Zwillingsparadoxon

Zuletzt bearbeitet im Juni 2022

Nach Einsteins Relativitätstheorie geht eine Uhr, die von einem Ort weg und wieder zurück bewegt wird, gegenüber einer in Ruhe gebliebenen Uhr nach. Der französische Physiker Paul Langevin wies 1911 darauf  hin, dass dies nicht sein kann. Denn eine grundlegende Voraussetzung der Relativitätstheorie ist die Relativität von Bewegung. Die bewegte Uhr kann als ruhend und die ruhende Uhr als bewegt betrachtet werden, sodass jede der beiden Uhren gegenüber der anderen nachgehen müsste. Laut Langevin ist es aber logisch und tatsächlich ausgeschlossen, dass von zwei Uhren jede gegenüber der anderen nachgeht. 

Langevin hatte aber als Schüler des französischen Gelehrten Henri Poincare (1854 - 1912) gar kein Interesse daran, die Relativitätstheorie zu widerlegen. Poincare beanspruchte nämlich, schon vor Einstein wesentliche Teile der Relativitätstheorie formuliert zu haben. Der Streit wurde bis heute nicht entschieden. Die Franzosen glauben traditionell mehr an ihren Poincare, die Deutschen und Amerikaner an ihren Einstein. Weil die durch Langevin formulierte absurde Konsequenz aus Einsteins Überlegungen das Ende der Relativitätstheorie gewesen wäre, wurde das Absurde kurzerhand zum Uhrenparadoxon erklärt und überdies zum Zwillingsparadoxon ausgeschmückt.   Dadurch wurde zwar die Theorie scheinbar gerettet, jedoch um den Preis, dass die relativistischen Theoretiker seit Einstein vergeblich nach einer Lösung für das Paradoxon suchen. Hierfür wurden seit 1911 bis zur Gegenwart Dutzende von unterschiedlichen Begründungen herangezogen. Nach derzeit überwiegender Meinung hat die Beschleunigung nach der allgemeinen Relativitätstheorie keinen entscheidenden Einfluss, so dass das Paradoxon, wie schon ursprünglich, aus der speziellen Relativitätstheorie allein erklärt werden müsste.

Dabei wird ignoriert, dass jeder Lösungsansatz für das Uhrenparadoxon zum Scheitern verurteilt ist. Denn die als "Paradoxon"  beschönigte absurde Konsequenz beruht auf dem Irrtum, dass die bewegte Uhr ihren Gang nicht scheinbar, sondern wirklich verändert. Doch wie sollte die bewegte Uhr wirklich nachgehen, wenn die Zeitdilatation auf unterschiedlichen Lichtlaufzeiten (zwischen den Punkten A und B des bewegten Systems) für den ruhenden und den bewegten Beobachter, mithin lediglich auf unterschiedlichen Sinneseindrücken beruht? Auch diese Frage wurde in 100 Jahren nie beantwortet. Da es keine Auflösung für das Uhrenparadoxon geben kann, gilt nach wie vor, dass die Relativitätstheorie seit 1911 widerlegt ist.

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Anmerkung im Dezember 2020, zuletzt ergänzt im Januar 2022:

Der vorstehende Aufsatz aus dem Jahr 2011 dokumentiert den Beginn meiner kritischen Auseinandersetzung mit Einsteins relativer Zeit. Gläubige Anhänger der Relativitätstheorie sind dadurch nicht zu überzeugen, vor allem aus zwei Gründen.

1. Nach aktuellem Stand der herrschenden Lehre wird das Uhren- oder Zwillingsparadoxon mit unterschiedlichen Weltlinien der beiden Systeme begründet. Dieses Argument hat aus Sicht des Relativismus den Vorteil, dass es für die meisten Außenstehenden unverständlich und damit wenig angreifbar ist. Jedoch beschreibt die sogenannte M 4 -Welt nur auf geometrische Weise, was vorher in allgemein verständlicher Sprache beschrieben wurde, nämlich die Konsequenzen aus Einsteins Überlegungen. Kurz gesagt, der Unsinn wird mathematisch verschleiert. Wie schon der ungarische Philosoph Melchior Palagyi, der als erster das Wort "Raumzeit" verwendete, in Bezug auf die Relativitätstheorie gesagt hat: Mathematik schützt vor Torheit nicht.

2. Nach offizieller Doktrin beruht die Zeitdehnung nicht auf unterschiedlichen Sinneseindrücken der Beobachter (wie in §§ 1 und 2 von Einsteins Text von 1905, wo die Begriffe von Zeit und Gleichzeitigkeit definiert werden), sondern sie soll abweichend von Einsteins § 1 und 2 ein nach § 3 mathematisch bewiesener Effekt sein. Wobei der Relativismus ignoriert, dass Zeit und Gleichzeitigkeit bereits aufgrund von Einsteins Definitionen relativ sind (§§ 1 und 2), während die Berechnung in § 3 nur den Faktor der Relativität aufzeigt. Am Ende von Einsteins Rechnung steht als Ergebnis der "Lorentzfaktor". 

Einsteins Definitionen von Zeit und Gleichzeitigkeit sind aber völlig subjektivistisch. Was ein Beobachter gleichzeitig sieht, ist gleichzeitig. Ein  anderer Beobachter sieht dieselben Vorgänge nicht gleichzeitig - und schon ist Gleichzeitigkeit relativ. Nun geht es nur noch darum, eine mathematische Beziehung zwischen beiden Beobachtungen herzustellen. Und daraus wird der abwegige Schluss gezogen, die Relativität sei mathematisch bewiesen. 
Einstein war nicht der erste, der die subjektivistische Betrachtungsweise in die Physik eingeführt hat. Wie der Philosoph Karl Popper feststellt, hat der Einbruch des Subjektivismus in die Physik schon vor Einstein begonnen. Von Ernst Mach, dem Vorbild des jungen Einstein, stammt der heute obsolete Leitsatz: "Die Beobachtung ist unsere einzige Wirklichkeit." Dies ist auch der Grund dafür, warum in der Relativitätstheorie eine bewegte Uhr nicht scheinbar, sondern wirklich nachgeht. Letztlich geht es um einen Streit zwischen Verstandeslogik (common sense) und überholten positivistischen Grundsätzen des 19. Jahrhunderts.